Der Dschungel im Storenwald
Der Schwarzwälder Bote berichtet:
Das begeisterte das Publikum Ensemble mit seiner Botschaft vom Anders-Sein in einer bunten Gesellschaft.
Mitten hinein in eine „Bananen-für-alle-Party“ platzt der Fund des Menschenjungen Tarzan, den Gorilladame Kala (Maria Presti) gegen alle Widerstände in die Affen-Community aufnimmt.
„Weißling“ passt nicht in die Gorilla-Kultur
Auch 18 Jahre später schwelt der Konflikt immer noch und lodert in offenen Auseinandersetzungen um den unnützen Esser, der als „Weißling“ nicht in die Gorilla-Kultur passe. Gekonnt hält Autor Claus Martin dem Publikum den Spiegel vor. Der dumpf vorgebrachte Rassismus von Anführerin Tublat (Conny Dold) findet erneut seine Grenzen bei Silberrücken Kerchac (Werner Haas), der seinen Stamm mit viel Weisheit regiert.
Mit einer nachdenklichen Ballade tröstet Kala ihren Sohn Tarzan (Jonathan Krien), dann lenkt der Auftritt der Forscherfamilie Porter samt Entourage von dieser schwermütigen Handlungsebene ab. Professor Porter (Thomas Bossert), Haushälterin Mrs. Boyle (Sarah Meier), Forscherkollegin Miss Philander (Daniela Meier) und Bösewicht Clayton (Maik Schwendemann) nebst Sidekick Timmy (Levi Berger) erfüllen vergnügt alle Stereotype für ihre Rollen.
Es regnet Geldscheine
Bossert sieht mit der Forscherlupe den Wald vor lauter Bäumen nicht, Meier stößt kieksende Schreie im Minutentakt aus in der Begegnung mit den Bewohnern des Dschungels oder deren Hinterlassenschaften, Schwendemann weiht die Kinder im Publikum schon bald in seine finsteren Pläne ein: „Moral ist was für Loser“. Zu einem glänzend choreografierten Tanz lässt die Regie es Geldscheine regnen.
Dann kommt es zur alles entscheidenden Begegnung zwischen Tarzan und Jane, des Professors patenter Tochter („ich habe Geografie studiert, ich kenne mich im Dschungel aus“). Natürlich darf hier der berühmte Dialog („ich Tarzan, du Jane“) nicht fehlen.
Dann legt die Geschichte ihren Fokus wieder auf die gesellschaftlichen Konflikte unter den Gorillas. Den Debattanten gehen die Argumente aus, erst ein erneutes Machtwort von Kerchac beendet die national-völkische „wir haben Recht und ihr nicht!“-Kakophonie.
Tarzan lässt kein Fettnäpfchen aus
Nach einem Monat (und der Pause) stellen Tarzans Freunde vergnügt fest, dass ihr weißer Freund verliebt ist (großes Lachen im Publikum bei Präsentation der amtlichen Diagnose). Mit Anleihen an die Querdenker-Szene stellen Tublat und ihre Kumpane erneut die von der Regierung verhängten Schutzmaßnahmen (Verstecken im Wald, bis die Menschen wieder abreisen) in Frage.
Tarzan wird zum Maultaschen-Essen bei Familie Porter eingeladen und lässt etikette-technisch kein Fettnäpfchen aus, was seine holde Jane die Arie „Was ist ein Mensch?“ anstimmen lässt. Es zählen natürlich die inneren Werte und nicht mit welchem Besteck man das schwäbische Leibgericht zu sich nimmt.
Ein letztes Mal ist es an Kerchac, Gericht über Tarzan zu sprechen, natürlich lässt der strenge Silberrücken die Liebe als Ausflucht gelten. Die Rückkehr des Schiffes mit den leeren Gorillakäfigen naht und Bösewicht Clayton denkt sich eine letzte Gemeinheit aus.
Autor und Regisseur werden gefeiert
Mit weiblicher List, entschlossenem Tun und kindlicher Freude vereiteln Jane, Tarzan und Timmy auch diesen Plan und alles ist bereit für die nächste große Affenparty, die nach der Premierenvorstellung vom Team ausgelassen angegangen wird. Autor und Komponist Claus Martin wird ebenso auf die Bühne geholt und gefeiert wie Regisseur Marvin Polomski, der mit „Tarzan“ sein zehnjähriges Jubiläum als Regisseur für den Historischen Verein auf der Freilichtbühne feiert.
Weitere Aufführungen
Das Musical und Familienstücks „Tarzan“ wird bis Ende Juli noch elf Mal aufgeführt, die Termine sind auf www.freilichtbuehne-hornberg.de/programm aufgeführt.